Mülheim-Kärlich: Natürliche Nutzgärten und Schulacker
"Uns der Natur unterwerfen, wird letztlich unsere Rettung sein." Mit diesem Satz trift der 42-jährige René Hofmann aus Mülheim-Kärlich den Nagel auf den Kopf. Nach einem zunächst erfüllten Berufsleben als Sanitäter bei der Bundeswehr und Krankenpfleger stellte er spätestens mit dem Umzug ins Rheinland sein Leben auf den Kopf. Vier Jahre als Hausmann, Vater und Bauherr wurde er auch zum Nachdenker und entschied sich 2013 dazu, sich als Nutzgärtner selbständig zu machen. Mit der Gärtnerei hatte er schon immer Berührungspunkte in seinem Leben. Im Laufe der Zeit entwickelte er verschiedene Konzepte für verschiedenste Gartenformen, die vor allem natürlich und nachhaltig sein sollten. Sein Portfolio sollten vor allem Anleitungen für Interessierte und Neugierige aller Altersgruppen zum Nachmachen enthalten. Besonders wollte er Kinder und Jugendliche an die "Produktion" von wertvollen Nahrungsmitteln heranführen, die sie selbst aussäen, pflegen und ernten sollten.
Daraus entstanden in seiner Wahlheimat Mülheim-Kärlich einige sehenswerte Projekte, die neben dem natürlichen Gärtnern auch den Artenschutz umfassen. Seit Anfang 2016 enstand nahe des Mülheimer Baches auf einem frisch gepflügten Areal von rund 300 m2 der Schulacker der Kirschblütenschule (Grundschule). Nur ein Jahr später hatte die Lehrerkonferenz der Schule beschlossen, dass alle Schüler der 2. und 3. Klassen das entsprechende Progamm durchlaufen müssen. Die Ernte im Jahr 2017 umfasste beispielsweise 55 Kilo Kartoffeln, 15 Kilo Gurken, 17 Kilo Rote Bete und eine Schwemme an Mangold. Nach der Ernte wurde das Gemüse zusammen geputzt und gemeinsam zu einem Essen verarbeitet. Einen Teil davon durften die Kinder vor dem benachbarten Rewe-Markt an einem eigenen Marktstand sogar verkaufen und erhielten von ihren Kunden durchweg Anerkennung für ihre Arbeit.
Ein weiterer Baustein des natürlichen Gärtnerns entstand ab Ende 2017 ganz in der Nähe des Schulgartens. Auf einer Fläche von 1700 m2 trafen sich Mülheimer Bürger, um einen Gemeinschafts- und Generationengarten zu erstellen. Inzwischen hat sich der Verein Gemeinsam.Gesund.Gärtnern e.V. gegründet, der sich einer wachsenden Beliebtheit erfreut. Neben dem gemeinsamen Gärtnern - generationenübergreifend ab 2 Jahren aufwärts - steht der der Erhalt von genfreiem Saatgut auf der Agenda, insbesondere aber von alten und vom Aussterben bedrohter heimischer Nutzpflanzen.
Zu den noch jungen Projekten zählt der Schulgarten des Mittelrhein-Gymnasiums in Mülhein-Kärlich. Dieser wurde auf einer Rasenfläche nahe des Schulgeländes angelegt und befindet sich noch in der Entwicklung. Das Projekt zielt vor allem auf die Schüler der Klassen 6 - 8. Es gibt aber bereits Pläne, auch noch die große verfügbare Fläche neben dem Garten in einen Nutzgarten umzuwandeln - man denkt zum Beispiel über einen Obstgarten nach. All diese Vorzeigegärten wären ohne das Engagement von René Hofmann nicht möglich gewesen. Und wer sich die Fotos genau anschaut, wird auch die zahlreichen Unterkunftsmöglichkeiten für Insekten entdecken, für die sich die Gärten wie ein Paradies darstellen.
Auch in anderen Städten wie Urmitz, Plaidt oder Koblenz hat er sich mit seinem Fachwissen aktiv in die Entstehung von Bauern- und Nutzgärten eingebracht. Wir sind der Meinung, dass dieses Leuchtturmprojekt in Sachen natürlichem Gärtnern, Erhalt von genfreiem Saatgut und Natur- und Artenschutz besondere Beachtung finden muss. Wer sich für die Arbeit von René interessiert, findet seine Kontaktdaten in der Netzwerkübersicht auf dieser Website.